Stiftungsgründer mit starkem Bezug zum Sarganserland

von Jerry Gadient

Vor 20 Jahren gründete Heinrich Gebert in Flums im Gedenken an seine aussergewöhnliche Gattin die Paula Rüf-Stiftung. Gebert blieb Flums und dem Sarganserland zeitlebens verbunden.

In diesen Tagen jährt sich die Gründung der Paula Rüf-Stiftung zum 20. Mal. Sie fördert seither die höhere bzw. weiterführende Berufsausbildung von Studierenden aus dem Sarganserland. In den 20 Jahren sind 618 Studierende aus dem Sarganserland mit 6,8 Millionen Franken unterstützt worden, dennoch konnte das Stiftungskapital von ursprünglich 8,6 auf über 14 Mio. Franken ausgebaut werden. «Das wohltätige Werk der Familie Gebert trägt somit für das Sarganserland reichlich Früchte », heisst es im jüngsten Jahresbericht.

Genau genommen ist es das Werk von Heinrich Gebert, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder Klaus 1953 den elterlichen Spenglereibetrieb in Rapperswil mit damals 35 Mitarbeitern übernommen hatte. Der mittlere Gewerbebetrieb wurde unter unermüdlichem Einsatz zu einer grossen, schliesslich weltweit bekannten Industriegruppe entwickelt. Anfangs der Achtzigerjahre zählte das Unternehmen 3700 Mitarbeiter.

Vermögen für Projekte eingesetzt
Nachdem die Firma 1997 verkauft wurde, wurde Heinrich Gebert zum grosszügigen Mäzen. Er setzte den grossen Teil seines Vermögen für nationale und regionale Projekte ein, half gemeinnützigen Organisationen und unterstützte künstlerisches Schaffen.
Im Sarganserland war es unter anderem die Paula Rüf-Stiftung, die im Oktober 1996 gegründet wurde. Dies im Andenken an seine im Juli 1995 verstorbene Frau. Stiftungsgründer Heinrich Gebert schilderte damals die Persönlichkeit seiner Ehefrau als herausragend, «und zwar im literarischjournalistischen Bereich, als guter Geist für unser Unternehmen (die Geberit AG), aber im Besonderen auch für mich und meine Arbeit».


Die Flumserin Paula Rüf hatte Heinrich Gebert über ihren Bruder Heinrich Rüf kennengelernt. Im Nekrolog über den am 8. August 2007 verstorbenen Heinrich Gebert ist zu lesen: «Der Aktivdienst im Kriegsjahr 1939 brachte in Walenstadt im st. gallischen Gebirgsschützen- Bataillon 8 drei Männer zusammen, deren Wege sich trotz völlig unterschiedlicher Herkunft immer öfter kreuzten. Es waren Heinrich Gebert, der aus Paris in den Aktivdienst zurückgerufene junge Maler Carl Liner jun. und der Chemiestudent Heinrich Rüf. Aus der militärischen Bekanntschaft wurden mit der Zeit familiäre Bande. Heinrich Gebert und Carl Liner heirateten die Schwestern von Heinrich Rüf und in beiden Fällen entstand daraus eine Verbindung, die ein Leben lang Bestand hatte.» Der auch an Kunst interessierte Gebert legte sich eine eigentliche Liner-Sammlung an und finanzierte dem Künstler später in Appenzell ein eigenes Museum.

Vater Rüf war die Bildung wichtig
Dass sich die Paula Rüf-Stiftung der Berufsausbildung annimmt, kam ebenfalls nicht von ungefähr. Paula Rüfs Vater Johann, von 1907 bis zu seinem frühen Tod 1939 Betriebsleiter des Karbidwerks in Flums, lag viel an der Ausbildung seiner vier Kinder. Im Sarganserland gab es damals keine Möglichkeit zum Besuch einer Mittelschule. So besuchten die Rüf-Kinder Lehranstalten in der Westschweiz. Paula trat in das Gymnasium in Lausanne ein. Dort schloss sie die Matura mit dem Preis der Stadt Lausanne für besondere Leistungen im sprachlich-literarischen Bereich ab. Das war ein erster Hinweis auf ihr schriftstellerisches Talent. Bis heute richtet die Paula Rüf-Stiftung einen Preis für die besten Maturaaufsätze am Gymnasium der Kantonsschule Sargans aus.

Viele Jahre, bevor Bill Gates und Warren Buffet mit ihrer Initiative «The giving Pledge» (das Spendenversprechen) viele schwerreiche Mitmenschen dazu bewegten, grosse Teile ihres Vermögens zu spenden, ging Heinrich Gebert bereits diesen Weg. Seinem Naturell getreu hielt er sich dabei lieber im Hintergrund und suchte mit seinen grosszügigen Engagements nicht die Öffentlichkeit. Im Sarganserland war es nebst der Paula Rüf-Stiftung auch die Stiftung Altersarbeit Bezirk Sargans (zugunsten von Dienstleistungen der Pro Senectute) und die Stiftung Symbola (für berufliche Aus- und Weiterbildungen im Sarganserland), die er dotierte. Dazu kamen viele Schenkungen.

Ein phänomenales Gedächtnis
Gleich mit 220 Millionen Franken stattete er die Gebert-Rüf-Stiftung zum Zweck von Forschungen an Universitäten und Hochschulen aus. Isidor Kohler, der nebst seiner Beratertätigkeit auch freundschaftliche Beziehungen zu Heinrich Gebert pflegen durfte, ist nicht nur dessen Grosszügigkeit und spontanes Wesen in Erinnerung geblieben, sondern auch dessen phänomenales Gedächtnis bis ins hohe Alter: «Wenn er eine Zeitung gelesen hat, hat er viele Passagen markiert. Und was er einmal markiert hatte, ging bei ihm nie mehr vergessen.»

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Ein grosszügiger Mäzen

Mit der Paula Rüf-Stiftung, der bald weitere folgen sollten, begann Heinrich Gebert sein Mäzenatentum. Schon vor der Geburt ihres Sohnes (1950) gab es bei Paula Rüf Anzeichen einer Krankheit, die von Jahr zu Jahr belastender wurden. Die «postencephalytische Parkinson » war eine Spätfolge der «Spanischen Grippe », an der Paula Rüf 1918/19 als Kind erkrankt war. Heinrich Gebert widmete seine Zeit seiner unheilbar kranken Frau und betreute sie mit liebevoller Zuneigung. «Er blieb bis zu ihrem Tod ganz im Dienst der Erkrankten und gestaltete ihr so die letzten schweren Jahre einigermassen erträglich », heisst es in anekdotischen Erinnerungen, die zu Geberts 80. Geburtstag festgehalten worden sind. Nicht nur seine im bekannten Ritterhaus aufgewachsene Ehefrau blieb zeitlebens ihrer Heimat stark verbunden, auch ihr Ehemann Heinrich Gebert entwickelte eine grosse Liebe zu Flums und zum Sarganserland. Wie sein langjähriger Berater Isidor Kohler (Mels) erklärt, erinnerte sich Heinrich Gebert gerne daran, wie sein Sohn auf der Maltina-Wiese oberhalb der Baumwollspinnerei Spoerry gespielt hat.

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618 Studierende...

... hat die Paula Rüf- Stiftung in den 20 Jahren ihres Bestehens unterstützt. Insgesamt sind dafür 6,861 Millionen Franken ausbezahlt worden. Das ergibt pro Student im Durchschnitt über 11 100 Franken. Im vergangenen Jahr konnten 82 Studierende Leistungen der Stiftung entgegennehmen, 46 Damen und 36 Herren. Wie dazu im aktuellen Jahresbericht vermerkt wird, lagen bis vor vier Jahren immer die Männer im Geschlechterverhältnis voraus. Knapp die Hälfte der unterstützten Studierenden im Jahr 2015/16 war an Universitäten und ETHs eingeschrieben, 53,7 Porzent an Fachhochschulen, höheren Fachhochschulen und ähnlichen Institutionen. Aktueller Präsident der Stiftung ist der ehemalige Stadtner Gemeindepräsident Arnold Bühler (seit 2012). Erster Präsident war der Sarganser alt-Regierungsrat Karl Mätzler (1996-2004), gefolgt von Vreny Schumacher (Sargans, 2004-2012), der ehemaligen Präsidentin der Frauenarbeitsgemeinschaft Sarganserland. Als Sekretär amtet Edi Buchli (Vilters), der das Amt 2007 von Isidor Kohler (Mels) übernommen hatte und seit 2004 Mitglied des Stiftungsrates ist.