Eine aussergewöhnliche Frau
von Angelina Gadient
Am 10. Juli 1995 verstarb die vielseitig engagierte Flumser Schriftstellerin Paula Gebert an den Spätfolgen der spanischen Grippe, an der sie als Kind erkrankt war. Paula Rüf wurde 1911 als ältestes von vier Kindern in Flums geboren. Sie wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf und besuchte das Gymnasium in Lausanne, wobei sie bei ihrem Abschluss den Preis der Stadt Lausanne für besondere Leistungen im sprachlich-literarischen Bereich erhielt. Auch die Paula-Rüf-Stiftung vergibt nun in ihrem Gedenken unter anderem Preise für die besten Maturaaufsätze an der Kantonsschule in Sargans.
Nach der Matur absolvierte Paula Rüf das Rechtsstudium in Zürich und Neuenburg mit Doktorat cum laude. In einem Praktikum auf dem Bezirksamt in Flums schloss sie das Rechtsanwaltspatent des Kantons St. Gallen ab. Trotz der schwierigen Wirtschaftslage und dem schweren Stand als Frau in der damaligen Berufswelt erhielt sie eine Anstellung in einem Anwaltsbüro in Rapperswil.
Max Frisch erinnerte sich an sie
Nach dem Tod ihres Vaters, der die Familie schwer traf, widmete sich Paula Rüf ihrer alten Leidenschaft, der Schriftstellerei. Sie trat als Lektorin in den noch jungen Arche-Verlag ein. Zusätzlich verfasste sie Theater-, Film- und Buchkritiken, Psychoportraits von Künstlern, publizierte Interviews, Buchbesprechungen, Reiseberichte und Kurzgeschichten. Ihre Spezialität, die Theaterkritiken, blieben sogar Grössen wie Max Frisch in Erinnerung. ‚Sie war eine der ganz wenigen Theaterkritiker, die meine Werke von Anfang an richtig verstanden haben‘, soll dieser über sie gesagt haben.
Studierende unterstützen
Die im Gedenken an Paula Gebert, geborene Rüf, entstandene Paula-Rüf-Stiftung, hat es sich zum Ziel gesetzt, die höhere Berufsausbildung von wenig bemittelten, aber begabten Studierenden zu fördern. Mit Sitz in Flums unterstützt die Stiftung Sarganserländer und Sarganserländerinnen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder Maturität auf ihrem weiterführenden akademischen Werdegang. Damit soll auch den schwereren Tagen der Familie von Paula Gebert gedacht werden. Nach dem Tod ihres Vaters 1939, konnte die Familie Rüf nur bei grösster Sparsamkeit und mit Hilfe der beiden Einkommen der älteren Geschwister die Ausbildung der beiden Jüngeren finanzieren. Mit der Hilfe eines Stiftungsvermögens von zwölf Millionen Franken sollen solche schwierigen Zeiten für Studierende aus der Region gemildert werden. Niemandem soll die Möglichkeit auf ein Studium durch finanzielle Engpässe verwehrt bleiben. Seit 1996 wurden im Namen dieser besonderen Frau schon 546 junge Menschen aus dem Sarganserland in ihrem Studium unterstützt. Dabei wurden insgesamt über sechs Millionen Franken an Stipendien ausbezahlt. Die Anzahl vergebener Stipendien steigt jährlich.
Bis zum Ende und darüber hinaus
Heute vor 20 Jahren erlag Paula Gebert der schweren Krankheit postencephalytischer Parkinson, die sie in ihren letzten Jahren jeglicher schöpferischer Impulse beraubt hatte. Das Schreiben von Hand wie auch an der Maschine wurden immer schwieriger, bis ihr sogar das diktieren unmöglich war. Ihr Ehemann Heinrich Gebert blieb jedoch bis zum letzten Tag an ihrer Seite, bis sie schliesslich in ihrer Heimat in Flums verstarb.
Um aber den glücklichen Zeiten von Paula Gebert zu Gedenken und ihrem schriftstellerischen Talent und Engagement Rechnung zu tragen, gründete Heinrich Gebert ein Jahr darauf, zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Stephan, die Paula-Rüf-Stiftung. So soll der Geist der aussergewöhnlichen Flumserin in den klugen Köpfen der Region weiterleben.
6 Millionen Franken,
diese Marke hat die Paula-Rüf-Stiftung im vergangenen Schuljahr 2013/14 bei den seit 1996 insgesamt vergebenen Stipendien überschritten. Dabei wurden 54‘000 Franken mehr vergeben als im Vorjahr. Alleine aus der Gemeinde Mels wurden 132 Studierende berücksichtigt, die zusammen 106‘000 Franken an Stipendiengeldern erhielten. Der grösste Teil der Stipendien wurde mit 48,2 Prozent an Studierende an Hochschulen und Fachhochschulen vergeben. 45,8 Prozent an Studierende an Universitäten. 6 Prozent gingen im vergangen Schuljahr an Besucher von höheren Fachschulen.